Das Pantanal ist eine riesige Feuchtsavanne, die sich zwischen Bolivien, Paraguay und Brasilien erstreckt. Die Savanne wird vom Wasser aus den Flüssen des Cerrados (einer zwei Millionen Quadratkilometer großen tropischen Savanne in Brasilien) gespeist. Die Hochebenen sind von unglaublicher landschaftlicher Schönheit und großer biologischer Vielfalt. Es sind diese Wälder, die die Flüsse und Seen des Pantanal mit Wasser versorgen – doch sie sind stark geschädigt.

Die Wälder am Oberlauf des Pantanal, hier liegt auch der Cerrado, sind stark degradiert © Silas Ismael / WWF-Brazil
Die Wälder am Oberlauf des Pantanal, hier liegt auch der Cerrado, sind stark degradiert © Silas Ismael / WWF-Brazil

Die Flüsse und Bäche des Cerrado sind die Quelle des Wassers, das jährlich etwa 80 Prozent der Feuchtgebiete des Pantanal überflutet und damit die biologische Vielfalt und die ökologischen Prozesse in der Region erst ermöglicht.

Am Oberlauf des Pantanal leben rund drei Millionen Menschen, darunter Hunderte traditioneller Gemeinschaften; das Gebiet umfasst 85 Gemeinden in den Bundesstaaten Mato Grosso und Mato Grosso do Sul.

Die Landschaft ist von unglaublicher Schönheit und von immensem ökologischem Wert – weit über das Wasser hinaus, das es dem Pantanal zuführt. Hier befindet sich auch die artenreichste Savanne der Welt, der Cerrado. Doch die Wälder sind stark degradiert und fragmentiert. Allein der Cerrado hat durch die Ausbreitung von Ackerbau und Viehzucht bereits die Hälfte seiner ursprünglichen Fläche verloren.

Ohne Wald kein Wasser

Die Folgen sind steigende Temperaturen und extreme Trockenheit. Und das wiederum hat Auswirkungen auf das Pantanal: Verschwinden die Wälder an den Quellen, wird kein Wasser mehr zurückgehalten, die Feuchtgebiete trocknen aus. Menschen, Tiere und Natur verlieren das Wasser, das sie zum Leben brauchen.

Daten von MapBiomas aus dem Jahr 2022 zeigen, dass die Region bereits 20 Prozent ihrer Wasserflächen verloren hat.

„Wenn man die Uferwälder abholzt, also die Wälder rund um den Oberlauf der Flüsse vernichtet, ist die Wahrscheinlichkeit sehr hoch, dass auch das Wasser versiegt.“

Veronica Maioli, Expertin für Naturschutz und Restauration beim WWF Brasilien

„Die Pflanzen verdunsten nicht nur Wasser und sorgen so für Regen, ihre Wurzeln verbessern auch die Durchlässigkeit des Bodens“, so Veronica Maioli.

„Die Wälder an den Flussufern bilden ein Netzwerk, das verhindert, dass der Boden in die Flüsse erodiert. So wird verhindert, dass der Fluss verschlammt, flacher wird und noch weniger Wasser führt“, erklärt Veronica Maioli weiter. „Doch heute sind viele Orte in Brasilien wegen Wassermangels in einem katastrophalen Zustand.“

Ein ehrgeiziges Projekt

Mindestens zwei Millionen Hektar Wald müssen wiederhergestellt werden © Silas Ismael / WWF-Brazil
Mindestens zwei Millionen Hektar Wald müssen wiederhergestellt werden © Silas Ismael / WWF-Brazil

Der WWF Brasilien weiß um die immense Bedeutung intakter Wälder am Oberlauf des Pantanals und hat sich ein ehrgeiziges Projekt vorgenommen: Die degradierten Wälder sollen großflächig wiederhergestellt und nachhaltige landwirtschaftliche Praktiken etabliert werden.

„Die Wälder sind stark degradiert, die Entwaldungsrate ist hoch, es fehlt an Wasser“, sagt Veronica Maioli. „Es ist wichtig, die ursprüngliche Vegetation wiederherzustellen, denn wo es Vegetation gibt, gibt es auch mehr Wasser.“

Und das auf einer riesigen Fläche: Mindestens zwei Millionen Hektar – elf Prozent der Landschaft – müssen wiederhergestellt werden, um Erosion zu verhindern, die Wasserverfügbarkeit und -qualität zu verbessern und grundlegende Ökosystemleistungen zu sichern, heißt es in einer Studie, die der WWF Brasilien gemeinsam mit dem Abwasserentsorgungsunternehmen AEGEA im Rahmen des Projekts „Sauberes Wasser für alle“ durchgeführt hat und welches Veronica Maioli leitet.

„Die Aktivitäten sind nicht nur wichtig für die Bodenverbesserung und den Erhalt der Wasserressourcen in der Region, sie schaffen auch Arbeit und Einkommen und fördern die Ernährungssicherheit, die Kultur und das Wohlbefinden der lokalen Bevölkerung“, so Veronica Maioli.

Zurück zu grünen Wäldern

Bei der Wiederherstellung von Landschaften geht es in erster Linie darum, die ökologischen Prozesse in einem geschädigten Gebiet wiederherzustellen. Das Konzept geht weit über das Pflanzen von Bäumen hinaus. Die Landschaft wird als Ganzes betrachtet, es werden verschiedene Landnutzungsmosaike geplant, die produktive Räume für Mensch und Natur bieten.

Bei der „Muvuca“ genannten Methode werden Samen mit Erde vermischt und ausgebracht © Silas Ismael / WWF-Brazil
Bei der „Muvuca“ genannten Methode werden Samen mit Erde vermischt und ausgebracht © Silas Ismael / WWF-Brazil

Die Renaturierung im Cerrado ist jedoch leichter gesagt als getan. Mindestens 42 Prozent der Landschaft haben ein geringes natürliches Regenerationspotential. Hier braucht es menschliche Hilfe und aktive Renaturierungsmaßnahmen. Im Klartext: Es müssen Bäume gepflanzt werden. Viele Bäume. Und dazu braucht es die Unterstützung von Behörden, privaten Unternehmen, der Bevölkerung und der Erzeuger:innen der Region.

„Wenn wir über die Wiederherstellung von Landschaften sprechen, gibt es mehrere Glieder“, erklärt Veronica Maioli. „Es ist eine ’Kette der Wiederherstellung’. Ein grundlegendes Element ist das Sammeln und Produzieren von Saatgut. Dieses Saatgut wird entweder direkt verwendet und ausgesät – wir nutzen dazu eine Methode, die sich ’Muvuca’ nennt. Dabei werden Samen verschiedener Arten mit Erde vermischt und ausgebracht. Oder es werden Setzlinge gezogen und gepflanzt.

Gemeinsam für die Wälder der Zukunft

Dabei arbeitet der WWF eng mit den lokalen Gemeinden zusammen, denn nur wenn viele Menschen mithelfen, kann eine so große Fläche wiederhergestellt werden.

Ivani Pereira Dos Santos ist eine der Personen, die beim Pflanzen hilft. Sie arbeitet für die Guariroba Watershed Recovery, Conservation and Preservation Association (ARCP) und betont den Zusammenhang zwischen intakten Wäldern und der Wasserversorgung.

„Was ich tue, ist Wasser und reine Luft zu bringen. Es geht darum, all das in das Leben der Menschen zu bringen. Wenn ich pflanze, habe ich Wasser.“

Ivani Pereira Dos Santos, Pflanzhelferin

Auch Claudinei Pecois, Präsident der ARCP unterstützt das WWF-Projekt am Oberlauf des Pantanal: „Es gibt Fälle, in denen Landbesitzer:innen einen Zaun errichten, damit sich ein Gebiet natürlich erholen kann. Aber dieser Prozess dauert zu lange. Deshalb sprechen wir mit den Menschen, suchen die am stärksten degradierten Gebiete und beginnen genau dort mit der Arbeit. Jedes Gebiet, das wir wiederherstellen, ist ein Erfolg. Es ist ein großartiges Gefühl, wenn man sieht, dass etwas erreicht wurde, wenn man nach einem Jahr wiederkommt und sieht, dass die Bäume wachsen und das gesamte Gebiet wiederhergestellt ist.“

Wälder für die Wiege des Wassers

Die Wälder am Oberlauf des Pantanals wiederherzustellen, degradierte Flächen wieder in gesunde, grüne Wälder zu verwandeln, ist von entscheidender Bedeutung, um die Feuchtsavanne des Pantanals zu retten und um die Landschaft am Oberlauf zu erhalten, zu der auch der Cerrado gehört.

„Ich möchte, dass der Cerrado existiert, dass er bekannt ist, dass er widerstandsfähig ist und dass die Vegetation ihre wichtige Aufgabe erfüllen kann: nämlich diese Wiege des Wassers intakt zu halten“, sagt Veronica Maioli.

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